Berthold Reiß
Paradies
mit Werken von Robert Crotla, Sebastian Dacey, Mani Hammer und Anne Rößner
Sa, 22.04.2017, 15 Uhr
1928 lässt Wilhelm Worringer „das Endliche nur im Unendlichen“ erscheinen, wenn er vom Orient spricht. Die Wandbilder, die Berthold Reiß 2017 als Prototypen entwirft, zeigen greifbare Formen vor dunklen Hintergründen. Paradies stellt diese kontrafaktische Perspektive als Mitteilung vor. 2010 beschreibt Angelika Neuwirth das Paradies im Koran als „die Wiederherstellung verlorener Kommunikation“.
In einer Einführung (15 Uhr) zeigt Berthold Reiß seine Arbeit als öffentliche Kunst. Einige seiner Skulpturen verkörpern monumentale Bauwerke, die im öffentlichen Raum nicht denkbar sind, ohne dass sich der öffentliche Raum selbst verändert. Dass diese Skulpturen nur als Abbildungen erscheinen, unterstreicht diese Möglichkeit.
Dagegen besteht die Ausstellung aus Originalen von anderen Künstlern und Künstlerinnen. Sie bleiben in Site Visit präsent und stehen für einen wirklichen Anfang. Auf Robert Crotla, Sebastian Dacey, Mani Hammer und Anne Rößner bezieht sich Berthold Reiß anders als auf öffentliche Kunst. Der Bezug reicht vom Zusammenleben bis zur Gegnerschaft.
Eine Exkursion (16 Uhr) überträgt eine im Orient gefundene Vorstellung von Einheit auf die Stadt Freiburg. In der Türkei hat Berthold Reiß Üçüncü, Das Dritte, 2014 auf der Biennale von Sinop vorgestellt. Was ist das Dritte, das ein mittelalterliches Glasfenster und ein modernes Modegeschäft miteinander verbindet?
Die Rede Paradies (18 Uhr) zeigt die europäische Aneignung des Islam als eine Perspektive, in der das Projekt der Moderne von neuem erscheint. Für die Rede selbst gilt, was Ayşe Polat über einen Vortrag von Berthold Reiß in Istanbul gesagt hat: „Es ist wie ein abstraktes Bild.“ Die Rede wird in Site Visit durch die Publikation relief präsent sein.