Ein Abend zu Édouard Glissant mit Beate Thill

Mitglieder laden ein
Martinique, eine Landschaft der Welt
Ein Abend zu Édouard Glissant mit Beate Thill
Di, 20.07.2021, 19 Uhr

Im Rahmen der Ausstellung Ich habe den Schmetterling in meinem Ohr getötet von Minia Biabiany (19.06.–08.08.2021) und der Veranstaltungsreihe Mitglieder laden ein laden wir herzlich zu dem Vortrag Martinique, eine Landschaft der Welt von Beate Thill am Di, 20.07., 19 Uhr im Kunstverein Freiburg ein.

Édouard Glissant (1928–2011) wurde als Nachkomme schwarzer Sklaven auf Martinique geboren. In seinem großen literarischen Werk nahm er seine Insel, auf der Menschen verschiedener Kulturen zusammenleben, als Modell für ein Zusammenleben auf der Welt. Seine Sicht ist kritisch gegenüber der Vorherrschaft des Westens, er nimmt deutlich die Perspektive der „Menschen aus dem Süden“ ein. Glissant stellt sich und uns die Frage: „Wie kann das Zusammenleben aller Menschen auf der Welt gelingen?“ Wo andere einen „Kampf der Kulturen“ (engl. „Clash of Civilizations“) oder einen Wettlauf um die Verteilung der Ressourcen sehen, sucht er eine positive und vor allem zukunftsfähige Antwort. Sein Denken wendet sich gegen Ideologien und festgefügte Ansichten, gegen das Systemdenken mit seinen Verallgemeinerungen, er bevorzugt tastende Annäherungen und seine Theorien versuchen verschiedene Gesichtspunkte einzuschließen.

Einige seiner Gedanken gehören inzwischen zum Allgemeingut einer aufgeklärten Diskussion über Transkulturalität, sei es, dass die Vielfalt vorzuziehen sei vor dem einen Wahren (des westlichen Denkens) oder dass es zwischen den Kulturen ein Recht auf Differenz geben sollte, also dass man Unterschiedlichkeiten akzeptieren kann. Glissant hat seine Kulturkritik fortlaufend entwickelt und viele weitere Ideen zum Verhältnis zwischen Nord und Süd, zu Migration, Identität und auch zu den Ängsten geprägt, die mit der Globalisierung einhergehen. Der 2011 Verstorbene ist in der frankophonen Welt eine Größe, im anglophonen Raum von Intellektuellen wie auch von Künstler*innen sehr geschätzt, in der deutschen Öffentlichkeit bisher nur wenig bekannt. Beate Thill, die das Werk des Schriftstellers, Dichters und Sozialphilosophen seit 1983 ins Deutsche übersetzt, zeigt im Kunstverein Freiburg Auszüge aus dem Film Un Monde En Relation (2009) des Malischen Filmemachers und Kulturtheoretikers Manthia Diawara, mit einer Einführung, eigenen Erläuterungen und beantwortet selbstverständlich auch Ihre Fragen.

Beate Thill ist Übersetzerin und Literaturvermittlerin. Ihr Spezialgebiet ist die französischsprachige Literatur aus der Karibik und Afrika, v. a. die Werke von Édouard Glissant, Assia Djebar, Patrick Chamoiseau und Dany Laferrière. Sie schreibt eigene Texte, auch zur Übersetzung, und war in Freiburg Kuratorin der Hörspielreihe SWR2 HörBar. Seit 2015 setzt sie sich in Paris für die Annäherung der Menschen, Sprachen und Diskurse zwischen Deutschland und Frankreich ein.

Eintritt frei!
Die Teilnahme ist ohne Test- und Impfnachweis möglich. Um Anmeldung unter anmeldung@kunstvereinfreiburg.de bis Mo, 19.07.2021 wird gebeten.