Über Bedingungen und Möglichkeiten queerer Erinnerungspraktiken
Gespräch mit Alizé Monod, Hélène Iehl und Lio Okroi
Do, 08.12.2022, 19 Uhr
Vielerorts verhandeln aktuell Ausstellungs-, Publikations- und Archivprojekte queere Themen, Lebensrealitäten und Geschichte(n). Sie reagieren damit auf Leerstellen einer heteronormativen Geschichtsschreibung, die lediglich zwei Geschlechter akzeptiert und Heterosexualität voraussetzt. Personengruppen jenseits dieser binären Geschlechtsidentitäten und -rollen kamen in dieser Geschichte bisher nicht vor. Wie kann also heute queeren Menschen und Ereignissen erinnert werden, wenn ihre bisherige Geschichte unsichtbar blieb? Was bedeutet es (eine) Geschichte, einen Ort, Institutionen, Sammlungen und Archive zu queeren? Auf welche Strategien, Verfahren und Praktiken kann dabei zurückgegriffen, welche müssen erweitert oder neu geschaffen werden?
Der Gesprächsabend findet im Rahmen der Gruppenausstellung On the Brink of Remembering (26.11.2022–08.01.2023) statt und greift dort verhandelte Aspekte und Fragestellungen auf: Wie entstehen Erinnerungen und in welchem Kontext? Wer darf erinnern, wer nicht bzw. an wen wird erinnert, an wen nicht? Alizé Monod, Hélène Iehl und Lio Okroi sprechen am Do, 08.12., 19 Uhr gemeinsam mit Theresa Roessler, Kuratorin der Ausstellung, über Begrenzungen, Bedingungen und die Potentiale queerer Erinnerungspraxis und ganz konkret über archivarische, kuratorische und künstlerische Strategien der Sichtbarmachung queerer Zeitgeschichte.
Hélène Iehl (lebt in Freiburg, DE) ist Teil der Archivgruppe des Feministischen Archivs in Freiburg und beteiligte sich an der Konzeption der Ausstellung AUFBRECHEN! 50 Jahre Neue Feministische Bewegungen in Freiburg (10.09.–15.10.2022), die einen umfassenden Rückblick zu feministischen Festen und Kulturveranstaltungen in Freiburg des vergangenen Jahrhunderts bot.
Alizé Monod (lebt in Bern und Lausanne, CH) studierte Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern. An der Schnittstelle zwischen Kunst und Aktivismus untersucht sie in ihrer künstlerischen und kuratorischen Praxis gesellschaftliche Orte und Räume und hinterfragt deren Machtstrukturen. Sie arbeitet vorwiegend mit den Medien Text, Video, Textil, integriert installative Elemente und schlägt dabei alternative, manchmal utopische Räume vor.
Lio Okroi (lebt in Freiburg, DE) konzipierte und produzierte 2020/21 den Audioguide Queere Geschichte*n Freiburg, der an 27 Stationen in Freiburg historische und aktuelle Geschichten über queere Personen, Themen und Ereignisse erzählt. Ihr Soziologie Studium schoss sie kürzlich mit einer Arbeit über queere Erinnerungspraxis am Beispiel der Erinnerung von im KZ Ravensbrück inhaftierter und ermordeter Lesben ab.
Eintritt frei.