Site Visit

Kunstverein Freiburg, Site Visit
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Site Visit
24.03.–23.07.2017

Ein site visit ist meist Teil der Ausstellungsplanung: Ein*e Künstler*in besucht einen Ort im Hinblick auf eine zukünftige Ausstellung. Ausgehend von diesem Ritual lädt der Kunstverein Freiburg über zwei Ausstellungsperioden hinweg Gäste ein und kombiniert dies mit Verschiebungen bestimmter zeitlicher und räumlicher Parameter seines Ausstellungsbetriebs. Das Format zielt weniger auf eine Bestandsaufnahme als auf Zukunftsentwürfe: Es fragt, was sein könnte, und nimmt Potentialitäten künstlerischer Praktiken sowie Formen ihrer Präsentation von einer Zukunft aus in den Blick.

Unser Blick in die Zukunft wirkt gegenwärtig verdeckt. Statt etwas Unbekanntes zu öffnen, scheinen immer bessere Prognosen und Techniken zur Verwaltung des Künftigen lediglich das Gegenwärtige auszudehnen. In dem Spannungsverhältnis zwischen einer scheinbar ewigen, ins Katastrophische kippenden Gegenwart und einer offenen, begehrenswerten Zukunft entwickelt sich Site Visit. Bezogen auf die Aktivitäten des Kunstverein Freiburg ließe sich Zukunft planen und verwalten, indem man das knappe Budget auf bewährte Weise einsetzt, um die Halle mit Ausstellungen und Begleitprogrammen zu bespielen. Auch vor dem Hintergrund pragmatischer Überlegungen wie Zahlenverschiebungen auf Excel Sheets ist Site Visit ein Experiment, diese Routine zu unterbrechen und dem Faktischen durch das Mögliche neue Konturen zu geben.

Eingeladen werden Künstler*innen und andere Gäste, deren Arbeit für die Aktivitäten des Kunstvereins relevant sein könnte – sowohl für kommende Ausstellungen als auch in Hinblick auf Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit Kunst. Ein Schwerpunkt liegt auf künstlerischen Praktiken, die Formen der Kooperation und Selbstorganisation beinhalten oder sich in ihre eigenen Voraussetzungen und Zirkulationsformen einschalten. Wie ein site visit ist die Einladung auf die Zukunft gerichtet – auf etwas, das mit dem Kunstverein Freiburg realisiert werden könnte, bis hin zu etwas, das komplett utopisch oder fiktiv erscheinen mag. Bei ihrem in der Regel mehrtägigen Besuch bekommen die Gäste einen Eindruck der Institution und ihren Gegebenheiten. Gleichermaßen ermöglicht das Format den Besucher*innen und Mitgliedern des Kunstvereins, die Gäste kennenzulernen und einen Eindruck ihrer Arbeit, Fragen und Ideen zu bekommen.

Die Gäste werden gebeten, etwas mitzubringen. Es muss kein fertiges Werk sein, ebenso kann es sich um einen Prototyp, eine unabgeschlossene oder eine in situ Arbeit handeln. Die Beiträge können den Kunstverein oder einen Aspekt seiner Arbeit betreffen, ebenso aber auch davon losgelöste Zukunftsspekulationen sein. Jeder Besuch ist mit einer Veranstaltung verbunden, die unterschiedliche Formen annehmen kann: Performance, Gespräch, Exkursion, Vortrag, Wanderung … Statt eine im Voraus geplante Ausstellung zu verwirklichen, kann mit jedem Besuch das Geschehen und Material weiter ins Unbekannte wuchern.

Harm van den Dorpel entwickelt für Site Visit eine Website mit Online-Beiträgen der einzelnen Gäste. Das Künstler*innen-Duo It’s Our Playground schafft das adaptierbare und erweiterbare Ausstellungsdisplay Framework zur räumlichen Präsentation der unterschiedlichen Beiträge.

Während der Laufzeit von Site Visit wird das Büro des Kunstvereins in die Ausstellungshalle verlegt. Damit werden die Personen und Prozesse, die hinter der Ausstellungsplanung stehen, ein Stück weit sichtbar. Vor allem aber sollen die Besucher*innen und das Team des Kunstvereins ins Gespräch kommen können. Das Büro, das nach Eröffnung einer Ausstellung vor allem an zukünftigen Projekten arbeitet, wird so in die Zeitlichkeit der Ausstellungshalle zurückgeholt.

Mit Unterstützung der Botschaft von Kanada: