Kontamination

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Kontamination
27.03–16.05.2021

Begegnungen, Berührungen und Zusammenschlüsse sind Prozesse der Kontamination. Unterschiedliches trifft aufeinander und verändert sich. Eine Substanz, ein Lebewesen, eine Gemeinschaft wird von etwas anderem verunreinigt, korrumpiert oder befallen. Reinheit ist eine Illusion. Phantasmen der Reinheit kennzeichnen das Projekt der europäisch-westlichen Moderne. Sie finden sich u.a. in Erkenntnisprojekten, in Bestrebungen nach stabilen Kategorien, klaren Grenzziehungen und eindeutigen Identitäten. In ihrem Zentrum steht häufig die Figur eines rationalen, selbstbestimmten Subjekts – allzu oft: weiß, männlich, heterosexuell –, das für sich beansprucht, das Menschliche in seiner reinsten Form zu verkörpern.

Die Arbeiten in der Ausstellung Kontamination stellen in Frage, was als menschlich definiert wird. Sie untergraben die Idee eines unabhängigen Individuums, das in Abgrenzung zu einem Anderen seine hervorgehobene Stellung behauptet. Lebewesen sind immer ineinander verstrickt, durch unzählige Verbindungen der Kollaboration und Kontamination; sie werden durch ihre Umwelt konstituiert und selbst Körpergrenzen sind durchlässig. Sie sind eingebunden in metabolische Prozesse und Abhängigkeiten, in teils toxische Systeme, die von Ausbeutung und Gewalt, von Formen der Einverleibung und des Kannibalismus, von Mechanismen des Kolonialismus und Rassismus geprägt wurden und werden.

Der Begriff Kontamination dient der Ausstellung als loser konzeptueller Rahmen, um Arbeiten und Neuproduktionen von vier Künstler*innen zusammen zu bringen, die wiederum auf teils sich überkreuzenden Pfaden aus diesem Rahmen hinausführen. Die Ausstellung ist nicht als Kommentar zur Corona-Pandemie zu verstehen, sondern geht allgemeiner konfliktreichen Prozessen und Dynamiken zwischen Kontamination und Politiken der Reinheit nach.

Künstler*innen: Hannah Black, Rindon Johnson, Mire Lee, Eoghan Ryan

Ausstellungsvideo

Saalzettel

Gefördert im Impulsprogramm “Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg:

Die Ausstellung wird unterstützt von: